Bergbaugeschichte der Grube "Segen Gottes"
Kurzfassung aus dem Buch Lagerstätten und Bergbau im Schwarzwald von Wolfgang Werner & Volker Dennert, 2004
Aus dem 13. Jahrhundert gibt es erste Dokumente über Bergbau im Kinzigtal: In einer Urkunde vom 14. Juli 1234 verlieh König Heinrich VII. dem Grafen Egeno von Freiburg die Bergrechte im Kinzigtal und anderen Schwarzwaldtälern. Im Reichssteuerverzeichnis von 1241 (Monumenta Germaniae Constitutiones III, S. 1 ff) ist Haslach als staufischer Reichssteuer- und Verwaltungsmittelpunkt genannt, wobei die hohe Summe von 40 Mark (entspricht etwa 10 kg Feinsilber), die Haslach zu entrichten hatte, belegt, dass der Ort sehr vermögend war. Im Freiburger Urkundenbuch (FUB II, Nr. 70, S. 48–49) ist ein Dokument von 1313 erhalten, in dem von 30 Mark Silber Haselaher geweges berichtet wird. In der Markt- und Bergbaustadt Haslach „wurde das Silber, das in den Gruben des mittleren Kinzigtales gewonnen wurde, gesammelt und gewogen und in Barren gegossen. Von hier aus wurden die Silberbarren über die Passstraße durchs Elztal nach Freiburg, dem Zentrum des mittelalterlichen Bergbaus und -handels im Schwarzwald, gebracht“ (Archivar M. Hildenbrand, schriftl. Mitteilung vom 14.10.2003).
Urkundlich belegt ist Bergbau „am Schnelling“ bei Haslach ab 1491, jedoch ohne dass eine Grube oder genaue Lokalität genannt wurde. Nach Kempf (1923) betrieb der aus Offenburg stammende H. R. Tödinger die später Segen Gottes genannte Grube seit Mitte des 16. Jahrhunderts unter Bezeichnung Barbara zu Unseren lieben Frauen. Am 3. Mai 1568 wurde die Grube an den Bergmann Hans Sinssuss verliehen, und am 2. November desselben Jahres verfassten Christian Mair und Paul Ligstetter, beide Schichtmeister aus Markirch im Elsass, ein Gutachten über die Grube. Sie berichteten zu dieser Zeit bereits von dem 28 m tiefen Tagschacht, der später als Wasserschacht bezeichnet wurde, und einer 20 m langen Tiefen Feldstrecke, auf der ein 7 m tiefes Gesenk angelegt war. Daraus läßt sich ableiten, dass man im 16. Jahrhundert schon fast die heute bekannte Aufschlusstiefe erreicht hatte. Nach den Bearbeitungsspuren im Oberen Stollen und im Rotgüldengangstollen stammen diese Grubenbaue ursprünglich aus dem Spätmittelalter und dem 16./17. Jahrhundert; sie wurden später erweitert (Mitteilung M. Straßburger, 2004).
Die o.g. Gutachter kamen zu dem Schluss, dass trotz eines mächtigen Mineralganges mit der Grube kein Gewinn zu erzielen wäre, weil die Erze so „feinverteilt“ seien. Die heutigen Aufschlüsse bestätigen, dass die Erze recht gleichmäßig im Gang verteilt sind, so dass zu ihrer Gewinnung große Mengen an Gangmaterial gelöst und aufbereitet werden müßten. In der Zeit zwischen 1574 und 1585 sollen im Haslacher Revier 400 bis 500 Bergleute beschäftigt gewesen sein, für die ein eigener Bergrichter zuständig war (Vogelgesang 1865). Danach wird es ruhig um die Schnellinger Gruben.
Nachdem der Kinzigtaler Bergbau durch die reichen Silber- und Kobalterzfunde bei Wittichen wieder attraktiv wurde, erinnerte man sich wieder zu Beginn des 18. Jahrhunderts an die alten Gruben bei Schnellingen, die in der Folge mehrfach das Ziel von Bergbauaktivitäten wurden. Der für diese Zeit ganz typische „Nachlesebergbau“ läßt sich für die Grube Segen Gottes bei Schnellingen den Archivalien zufolge in mehrere kurze Phasen gliedern: 1711–1714, 1722–1729, 1748–1751, 1754–1755 und 1771–1786. Durch 2001 und 203 durchgeführte Holzdatierungen konnte nun auch Bergbau in der Zeit zwischen 1730 und 1741 nachgewiesen werden.
1711 bis 1714 wurde die Grube kurz von Bergdirektor Michel zusammen mit einem Berggeschworenen und einem Bergmann betrieben und seitdem Segen Gottes genannt. 1722 übernahm der Berggeschworene Hans Georg Kohler die Grube. Er ließ zunächst den seit dem Mittelalter existierenden, aber noch nicht durchschlägigen Mittleren Stollen, der vor allem der Wasserhaltung dienen sollte, auf 150 m Länge bringen; die oft unterbrochenen Vortriebsarbeiten im harten Gneis sollten aber noch sieben Jahre benötigen, bis die Abbaue auf dem Erzgang erreicht waren. Diesen „Mittleren Stollen“ befährt der Besucher zu Beginn des Rundganges.
Die Förderung und gesamte Wasserhaltung der Grube musste während dieser langen Zeit durch den 28 m tiefen Wasserschacht mittels Haspel erfolgen, was den Bergbau wegen des hohen Personaleinsatzes kostspielig machte. Als der Wasserlösungsstollen 1729 endlich die Abbaue auf dem Erzgang erreicht hatte, war der Betrieb bereits bankrott.
Laut Vogelgesang (1865) wurde auf der Grube Segen Gottes bei Haslach erst 1748 erneut mit Untersuchungen begonnen. Zunächst wurde der Tiefe Badstollen aufgewältigt. Als bald darauf klar war, dass dieser von den Alten als tieferer Wasserlösungsstollen noch nicht fertiggestellt worden war, wurden die Arbeiten aufgegeben. Diese vergebliche Investition und die erneute voreilige Errichtung eines Pochwerks trieben die Betreiber rasch in Verschuldung; 1751 erfolgte schon wieder die Einstellung des Betriebs. Der Straßburger Baumeister Jaques Gallay mutete das Erzvorkommen Segen Gottes im Jahr 1754, verstarb aber bereits im darauffolgenden Jahr, ohne dass Erz gewonnen werden konnte.
Den letzten Versuch unternahm der Haslacher Bürgermeister Clausmann in der Zeit von 1771 bis 1786 mit einer Gewerkschaft aus Haslacher Bürgern. Der für die Wasserhaltung wichtige Mittlere Stollen war im Mundlochbereich offensichtlich bereits wieder verbrochen, so dass dieser zunächst erneut aufgewältigt werden musste. In der Folgezeit wurde auf verschiedenen Sohlen abgebaut, neue Erzmittel wurden aber nicht erschlossen. Als auf den Gängen bis zum Niveau des Mittleren Stollens alle Erze abgebaut worden waren, begann man 1785 den Tiefen Badstollen zu Zwecken der Wasserlösung zu verlängern, doch schon 1786 wurden alle Arbeiten eingestellt. Noch bis 1806 bestand das Fürstlich Fürstenbergische Bergamt in Haslach, das anschließend nach Wolfach umzog.
Über die Bergleute, die auf der Grube Segen Gottes Ende des 18. Jahrhunderts beschäftigt waren, liegen Informationen durch Eintragungen im Kirchenbuch der Gemeinde Steinach vor (M. Hildenbrand, schriftl. Mitteilung, 14.10.2003). Es handelt sich hierbei um die Bergleute Joseph Truthpert, Thomas und Johann Michael Orthlieb, Joseph Böhler, Kaspar Milang, Martin Thomas und Paulus Guthiger, Johann Martin Brohammer und Michael Schubnel. Das Kirchenbuch nennt auch aus den früheren Jahren 1736, 1749 und 1775 weitere Haslacher Bergleute. Die meisten Bergleute stammten aus Tirol, andere aus dem Elsass und aus dem Breisgau. Vermutlich waren diese die eigentlichen Fachkräfte, die aus den Bergrevieren ihrer Heimat die nötigen technischen Kenntnisse mitbrachten, um die Erzgruben im Kinzigtal wieder aufzunehmen.
Im Jahre 1911 ließ sich das Fürstenbergische Fürstenhaus das Grubenfeld Segen Gottes verleihen, das heute Fürst Heinrich zu Fürstenberg in Donaueschingen gehört.
Wie in vielen anderen alten Bergbaurevieren des Schwarzwalds wurden zur Zeit des Dritten Reichs im Rahmen der Autarkiebestrebungen auch im Haslacher Revier Untersuchungen vorgenommen. Im Oktober 1938 führte die Schürfkolonne Teike (benannt nach dem Freiburger Landesgeologen Dr. M. Teike) für knapp drei Wochen im Oberen Stollen Aufschlussarbeiten durch (73.–75. Wochenbericht, Unterlagen der Landesbergdirektion in Freiburg).
Besucherbergwerk: Das allgemeine Interesse am Bergbau und an den Schätzen der Erde veranlasste die Stadt Haslach im Kinzigtal anlässlich der 500-Jahrfeier der Gemeinde Schnellingen im Jahr 1997 mit einem Bergmannsbrunnen an den einst so bedeutenden Bergbau zu erinnern. Bei der Einweihungsfeier konnten die Gäste bereits ein erstes Stück des Oberen Stollens der Grube Segen Gottes befahren. Der Andrang war so überwältigend, dass sich die Stadt entschloss, das Projekt weiterzuführen. Im Frühjahr 1999 wurden die Ausgrabungsarbeiten durch Mitarbeiter der Stadt Haslach und durch freiwillige Helfer unter der Leitung des Initiators Georg Allgaier, Haslach, begonnen. Nach aufwendigen Ausbau- und Sicherungsmaßnahmen ist es seit dem Jahr 2003 möglich, das Bergwerk zu besichtigen.